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In den letzten Wochen und Monaten habe ich immer häufiger Texte über die von Michael Nast beschriebene „Generation Beziehungsunfähig“ gelesen. Klar, die meisten von uns werden schonmal eine gescheiterte Beziehung hinter sich gelassen haben und auch den dazugehörigen Liebeskummer kennt wohl jede(r). Aber es macht sich vermehrt das Bild einer Generation breit, der nicht mehr viel an einer intensiven Beziehungsarbeit liegt. „Passt nicht? Okay dann weg damit!“. So oder so ähnlich könnte einer der Slogans heißen, den aktuell viele Medien zu der Ansicht unserer Generation über das Thema „Partnerschaften“ verbreiten. Aber ist das wirklich so? Sind wir beziehungsunfähig?

Mittlerweile werden wir auch gerne mal als „Generation Tinder“ bezeichnet, was ich allerdings etwas weitgegriffen finde, da ich diesen Service zum Beispiel noch nie genutzt habe und von vielen Freunden weiß, dass sie dies auch noch nicht getan haben. Okay, Dating-Apps spielen mittlerweile eine große Rolle, das möchte ich nicht bestreiten. Unsere Eltern und Großeltern mussten jedoch tatsächlich noch vor die Tür gehen, um jemanden kennenzulernen. Heutzutage kann man reintheoretisch einfach im Bett liegen bleiben, ein paar Mal hin- und herklicken und bekommt dank App-Algorithmus passende Dates vorgeschlagen. Zu Aspekten wie Haar- und Augenfarbe, Körpergröße, Statur, etc. kann man ganz nebenbei auch noch Wunschangaben machen. Wieso sollte man sich denn auch überhaupt mit (Achtung: Ironie) „nervigen“ Anfragen von potentiellen Partnern belästigt lassen, wenn man direkt festlegen kann, was man möchte? Dabei sind doch meistens der erste Blickkontakt und der Gesamteindruck entscheidend und nicht, ob die Augen nun blau oder braun sind.

Warum beschleicht mich der Eindruck, dass Ehen und Beziehungen früher länger hielten? Ganz klar, weil es meistens so war. Aber nicht, weil die Menschen beziehungsFÄHIG waren, sondern, weil die Rollenaufteilung früher einfach ganz anders waren. Es bestand eine Abhängigkeit zwischen den Partnern, man war „aufeinander angewiesen“. Mann und Frau repräsentierten damals ein Beziehungsmodell, das heute im Zuge der Emanzipationsdiskussion ständig in Frage gestellt wird. Durch den schrittweisen Wegfall der Abhängigkeit voneinander, haben die Beziehungen der heutigen Zeit einen anderen Schwerpunkt bekommen. Dass die Frau einzig und alleine für die Kindererziehung und den Haushalt zuständig ist und der Mann das Geld nach Hause bringt, ist schon lange nicht mehr die Regel. Desweiteren ist es heutzutage auch absolut keine Schande oder gar ein gesellschaftliches Tabu mehr, wenn man unverheiratet zusammenlebt und eventuell sogar Kinder bekommt.
Ein weiterer Aspekt, den man nicht außer Acht lassen darf, ist der immer größer werdende Stressfaktor. Stress ist der Beziehungskiller schlechthin, denn wer gestresst ist, ist schneller reizbar und das führt häufig zu Streit und schlechter Laune. Unser Alltag ist von Terminen und Verpflichtungen bestimmt und ständig gibt es irgendwelche neuen Trends, denen wir nacheifern müssen, wenn wir up to date bleiben wollen. Man hat das Gefühl, man würde etwas verpassen, wenn man sich eine Pause gönnt oder gar das Handy bei Seite legt, denn die ständige Erreichbarkeit wird ja heute fast schon vorausgesetzt. Kein Wunder also, dass hierbei auch Beziehungen auf der Strecke bleiben. Schnell noch ein paar Mails checken, hier und da einige Instagram Fotos liken und „mal eben kurz“ die neusten Facebook Beiträge unserer Freunde kommentieren. BeziehungsUNfähig macht uns das allerdings noch nicht, denn das sind äußere Einflüsse, denen man, wenn man denn möchte, entgegenwirken kann. Handy weglegen. PC ausschalten.

Immer wieder lese ich, dass der Trend zur Singlegesellschaft geht und dass wir uns in einer ständigen „Wartezeit“ auf Mr. bzw. Miss Right befinden. Ich kann von mir selbst behaupten, dass ich mich niemals bewusst darauf gefreut habe, Single zu sein. Andersherum habe ich mich aber auch nicht in einer „Übergangsphase“ auf den nächsten Partner wahrgenommen. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich gerne alleine bin. Es ist schön, wenn man nicht alleine durch den Alltag gehen muss, gemeinsam in den Urlaub fahren kann, zusammen kocht, weint, lacht, Quality-Time genießt. Und es wäre mir lieber eine lange monogame Beziehung zu führen, als ständig neue Dates zu haben. Das ist natürlich nur meine individuelle Meinung, aber ich werde mich eben nicht in die Schublade stecken lassen, in die unsere Generation derzeit reingedrängt wird. Ich für meinen Teil möchte nämlich sehr gerne viel Zeit in die Arbeit stecken, die eine Beziehung nötig hat, möchte Kompromisse eingehen, Tiefs überwinden und „in guten wie in schlechten Zeiten“ für jemanden da sein.

Meiner Meinung nach ist unsere Generation alles andere als beziehungsUNfähig. Die Ansprüche und Rahmenbedingungen haben sich einfach geändert. Man kann eine Beziehung unserer Zeit eben nicht mehr mit einer Ehe der 50er Jahre vergleichen. Was man natürlich nicht leugnen kann, ist die Individualisierung der Lebensführung, die immer weiter voranschreitet. Aber wenn man bereit ist, Kompromisse einzugehen und sich auf einen Partner einzulassen, dann wird man auch 2017, 2018, und in folgenden Jahren eine glückliche Beziehung führen können. Nur weil sich unsere Gesellschaft gewandelt hat und sich das strikte Rollenbild allmählich auflöst, heißt das nicht, dass wir direkt alles beenden, was uns gerade nicht zu 100% in den Kram passt. Gerade diese Entwicklung hin zur Selbstständigkeit eines jeden Partnes, bietet vielleicht sogar noch mehr ungeahnte Möglichkeiten und erweitert den Horizont.

Wie steht ihr zu dem Thema?

Sind wir eine Beziehungs-Wegwerfgesellschaft?

Beide Uhren: Kapten & Son (hier)
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Die Uhren wurden mir von Kapten&Son zur
Verfügung gestellt.

5 Comments

  1. Schneewittchen93 Reply

    Hallo 🙂 Ich bin gerade in einer Facebook Gruppe auf den Beitrag aufmerksam geworden. Das Thema beschäftigt mich schon eine ganze Weile, nicht erst seit das Buch erschien. Ich finde du hast recht damit, dass sich die Ansprüche geändert haben und wir das nicht alles pauschalisieren können. Ich finde das ein wichtiger Aspekt außer Acht gelassen wurde. Mein Gefühl ist, dass eine Beziehung bzw. das Kennenlernen nicht mehr denselben Stellenwert, wie vor ein paar Jahren, hat. Durch die sozialen Medien und diese ganzen Apps ist es sehr leicht geworden jemanden kennenzulernen und ich merke, dass dadurch bei den meisten Menschen eine andere Einstellung vorhanden ist. Da es ja so einfach ist, wird sich meist nicht mehr die Mühe gemacht jemanden wirklich kennenzulernen. Denn wenn man jetzt z. B. in Tinder jemand anderen sieht, der möglicherweise besser ist als die Person die man gerade kennenlernt, wird man fallen gelassen. Man könnte ja eine neue, interessantere Person verpassen, die Möglicherweise viel besser zu einem passt. Ich finde durch diese Einstellung könnte man dieser Beziehungsunfähigkeit zum Teil recht geben. Ich finde das sehr schade und wünsche mir natürlich, dass die Menschen mal mehr darüber nachdenken, deswegen finde ich es sehr schön, dass du den Bericht verfasst hast. Aber ich denke bis zu einem Umdenken wird es noch dauern. 🙂 Liebe Grüße Jennifer

  2. Meine Liebe,
    das ist ein wirklich gelungener Beitrag! Ich stimme dir in allem zu und drücke dich aus der Ferne!
    Du fehlst! <3

    Ganz viel Liebe,
    Bini

  3. Hallo Ivy, oh ist das ein toller Blogpost und ein Dauer-Thema bei meinen Single-Freundinnen und mir:-) ich habe seit 6,5 Jahren eine feste Beziehung und sehe bei anderen, wie schwer es heutzutage ist, einen festen Partner zu finden 🙂 hab einen schönen Abend lg Tatjana

  4. Hi 🙂
    Also ich habe seit fast 9 Jahren einen Freund. Ich denke jedoch, dass es ganz viele junge Leute gibt, die einfach zu schnell aufgeben. Ich und mein Freund haben schon sehr viel durchgemacht, aber haben nicht aufgehört uns zu lieben und zueinander zu stehen. Andere junge Leute hätten schon längst aufgegeben und das finde ich sehr schade. Die lernen gar nicht mehr richtig zu lieben, auch weil sie ihre Prioritäten anders setzen. Karriere, Freunde,Sex, Hobby geht vor…

    Liesbte Grüße
    Swantje von http://www.swanted.de

  5. Wie hübsch sind denn diese Bilder? Ihr zwei seid richtig süß zusammen:-)Ich denke, dass die Menschen teilweise Beziehungen zu schnell aufgeben, keine Kompromisse eingehen, sich nicht ändern möchten (auch wenn es mal gut tun würde) oder einfach schnell gelangweilt sind. Andi und ich sind bald 10 Jahre zusammen und 4 Jahre davon verheiratet ♥ In dieser Zeit haben wir so viele Beziehungen scheitern sehen- an den sinnlosesten Gründen. Da bin ich manchmal geschockt, wie schnell Partner ausgetauscht werden. Meistens doch nur, weil man denkt, dass das "Gras wo anders grüner ist", dabei ist es meistens genau der falsche Gedanke 🙂
    Liebste Grüße, Melina
    http://www.melinaalt.de

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