Mein Beitrag zum Thema „Pille absetzen“ kam wahnsinnig gut bei euch an und ich habe selten so viel Resonanz auf einen Blogpost bekommen wie auf diesen. Einen bestimmten Aspekt habe ich in dem Blogpost allerdings nicht behandelt und zwar, wie ich aktuell verhüte. Und weil mich seit Veröffentlichung des Beitrags so viele von euch genau danach gefragt haben, dachte ich mir, dass ich dem Thema am besten einen eigenen Artikel widme. Seit einigen Monaten probiere ich nämlich die NFP Methode aus und komme sehr gut damit zurecht. Ich möchte euch nicht nur von meinen Erfahrungen berichten, sondern auch die Vor- und Nachteile aufzeigen und erstmal erklären, wie NFP eigentlich funktioniert.

Wie funktioniert NFP?

Die symptothermale Methode gibt es mittlerweile schon seit über 50 Jahren. Entwickelt wurde sie von Josef Rötzer, einem österreichischen Arzt für Allgemeinmedizin. Bei der „Natürlichen Familienplanung“ (deswegen auch der Name NFP) beobachtet man die Veränderungen des eigenen Körpers während des Zyklus, um die fruchtbaren Tage zu bestimmen. Für die korrekte Beobachtung spielt unter anderem die Untersuchung der Beschaffenheit des Zervixschleims eine Rolle und auch die Messung der Basaltemperatur am Morgen vor dem Aufstehen. In jedem Zyklus, der durchschnittlich 28 Tage dauert, ist man nur etwa drei bis fünf Tage tatsächlich fruchtbar. NFP soll dabei helfen, genau die wenigen „kritischen“ Tage vor und die 18 Stunden nach dem Eisprung zu ermitteln, sodass man genau weiß, wann man zusätzlich verhüten sollte.

Beobachtung des Zervixschleims

Mithilfe der Schleimbeobachtung lassen sich Rückschlüsse darauf ziehen, wann der Eisprung stattfindet und das Messen der Basaltemperatur schafft Klarheit, wann er vorbei ist. Der im Gebärmutterhals gebildete Schleim verändert sich aufgrund der unterschiedlichen Hormonkonzentration während des Zyklus und dient daher als eine der Grundlagen für das erfolgreiche Praktizieren der NFP Methode. Unmittelbar nach der Menstruation ist die Scheide eher trocken. Wenn sich dann die fruchtbare Phase ankündigt, steigt der Östrogenspiegel im Körper. In der Phase um den Eisprung herum nimmt die Zervixschleimmenge zu. Die Konsistenz ist nun dünnflüssig, klar und spinnbar und somit ein Indiz für die fruchtbaren Tage. Gegen Ende des Zyklus wird der Schleim milchig und klumpig und die Menge nimmt wieder ab.

Messung der Basaltemperatur

Weil die Beobachtung des Zervixschleims als einziger Parameter keine ausreichende Sicherheit liefert, misst man zusätzlich die Basaltemperatur. Hierbei handelt es sich um nichts anderes, als um die sogenannte Aufwachtemperatur, die am besten im Mund oder in der Scheide gemessen werden sollte. Für die korrekte Auswertung der Messwerte ist es wichtig, dass man sich innerhalb eines Zyklus für eine Messstelle entscheidet und darauf festlegt. Die Temperatur misst man immer morgens nach dem Aufwachen. Vor Beginn der Periode und bis zum Eisprung ist die Basaltemperatur immer niedriger, als nach dem Eisprung, also in der zweiten Zyklushälfte.

Die zwei Temperatur-Phasen

Aber wie bestimmt man denn nun die fruchtbaren bzw. unfruchtbaren Tage? Die Körpertemperatur teilt sich, wie eben beschrieben, in zwei Phasen. Zunächst haben wir die sogenannte „Tieflage“ in der ersten Zyklushälfte, in der der Eisprung eingeleitet wird. Danach folgt die Gelbkörperphase, die die unfruchtbare Zeit kennzeichnet. Wenn man nun täglich seine Basaltemperatur misst, wird man irgendwann einen Anstieg bemerken, denn ungefähr drei Tage nach dem Eisprung erhöht sich der Progesteronwert im weiblichen Körper und die Körpertemperatur steigt an. Einen „Anstieg“ kann man eindeutig feststellen, wenn drei aufeinanderfolgende Messwerte um 0,2 Grad höher sind als die vorangegangen sechs Werte. Ist dies der Fall, kann man in diesem Zyklus nicht mehr schwanger werden. Allerdings kann man mit der Basaltemperaturmessung nur im Nachhinein feststellen, ob und wann es einen Eisprung gab. Aus diesem Grund setzt die symptothermale Methode noch zusätzlich auf die Zervixschleim Beobachtung, die es möglich macht, den Beginn der furchtbaren Tage zu bestimmen.

Beobachtung des Muttermundes

Wer sich zusätzlich absichern möchte, kann auch die Beobachtung des Muttermundes in Betracht ziehen. Direkt nach der Regelblutung  fühlt sich der Muttermund nämlich fester an, ragt tief in die Scheide hinein und ist geschlossen. Während der fruchtbaren Tage ist er hingegen deutlich weicher, leicht geöffnet und viel höher gelagert. Wenn man den Muttermund also täglich untersucht, kann man diese Veränderungen deutlich feststellen und für NFP nutzen.

Was brauche ich für NFP?

Für die NFP Methode benötigt man nicht viele Utensilien. Ihr solltet euch lediglich ein Thermometer mit zwei Nachkommastellen zulegen, damit ihr genaue Basaltemperaturmessungen  durchführen könnt. Außerdem benötigt man eine Zyklustabelle, in die man die täglichen Messparameter und Zusatzinformationen einträgt. Wer sich seine Notizen lieber digital machen möchte, findet auch eine große Auswahl an NFP-Apps (teilweise sogar kostenlos), oder muss über die Anschaffung eines Temperatur- bzw. Hormoncomputers nachdenken. Meiner Meinung nach reicht allerdings ein Thermometer (mit zwei Nachkommastellen) und eine Zyklustabelle/NFP-App vollkommen aus.

Bestenfalls sollte man erstmal einige Zyklen beobachten, seinen Körper und die Signale besser kennenlernen und letztendlich auch deuten können. Deshalb ist es ratsam zunächst zusätzlich zu den Messungen und Beobachtungen den gesamten Zyklus über z.B. mit Kondom zu verhüten. Lassen sich wiederkehrende Muster innerhalb des Zyklus und eine gewisse Regelmäßigkeit erkennen, kann außerhalb der fruchtbaren Tage auf eine zusätzliche Verhütungsmethode verzichtet werden. Es muss allerdings beachtet werden, dass NFP nicht funktioniert, wenn man noch die Pille einnimmt. Der Zyklus lässt sich unter dem Einfluss eines hormonellen Verhütungsmittels natürlich nicht so analysieren, als wenn man die natürliche Periode beobachtet.

Vorteile von NFP

  • kein hormoneller Eingriff in den Körper
  • kostengünstig
  • bei Kinderwunsch optimal zur Planung geeignet
  • besseres Kennenlernen des eigenen biologischen Rhytmus
  • keine Nebenwirkungen
  • bei korrekter Ausführung sehr sicher (der Pearl-Index liegt ca. bei 0,4-0,6; im Vergleich: die Pille hat einen Pearl-Index von etwa 0,3-0,8)
  • kann jederzeit begonnen und „abgesetzt“ werden
  • vom Frauenarzt unabhängige Verhütungsmethode
  • der natürliche Zyklus bleibt unangetastet

Nachteile von NFP

  • erfordert konsequente Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper
  • die sexuelle Spontanität wird eingeschränkt
  • eher ungeeignet bei unregelmäßigen Zyklen
  • kein Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten
  • Störfaktoren wie z.B. Infektionen können die Auswertungen im Hinblick auf den Zervixschleim verfälschen
  • Störfaktoren wie z.B. Medikamente können zu Verfälschungen der Temperaturwerte führen
  • am Anfang etwas aufwendiger, da man sich erstmal hinreichend mit der Methode beschäftigen muss

Meine Erfahrungen mit NFP

Zunächst stand ich der NFP Methode erstmal ziemlich skeptisch gegenüber und habe mich stundenlang durch Foren und Berichte gelesen, um mich ausreichend zu informieren. Je mehr wissenschaftliche Texte und Erfahrungsberichte ich gelesen hatte, desto neugieriger wurde ich und wollte der Methode dann doch mal eine Chance geben. Warum auch nicht? Aus gesundheitlichen Gründen wollte ich eh auf die Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln verzichten und war somit auf der Suche nach einem anderen Verhütungsmittel. Außer der Verwendung von Kondomen kamen erstmal keine anderen Methoden für mich in die engere Auswahl, sodass ich die NFP Methode ergänzend dazu ausprobierte. Mein Zyklus war nach Absetzen der Pille erstaunlich regelmäßig und pendelte sich direkt ein. Somit waren schonmal optimale Bedingungen gegeben, um NFP korrekt auszuführen. Und tatsächlich konnte ich dank der symptothermalen Methode bereits im ersten Zyklus sehr genau meine fruchtbaren Tage ermitteln. Die Messwerte notierte ich mir in der myNFP App, die man für einen kleinen Preis im App Store erwerben kann. In der App kann man neben der Temperatur und dem Schleim sogar eintragen, wie man sich am jeweiligen Zyklustag gefühlt hat, ob Medikamente eingenommen wurden und ob es sonstige Störfaktoren gab. Außerdem kann die Messzeit eingetragen werden und wenn man möchte, kann man festhalten, wann man Geschlechtsverkehr hatte, ob Brustsymptome und Mittelschmerzen aufgetreten sind  und wie die Beschaffenheit des Muttermundes war. Aus all diesen Parametern erstellt die App dann eine Verlaufskurve für den gesamten Zyklus und zeigt die fruchtbaren Tage an.

Ich komme wirklich gut mit der NFP Methode zurecht und kann mir (derzeit) keine bessere Verhütungsmethode für mich vorstellen. Nach über 10 Jahren mit der Pille wollte ich einfach keine hormonellen Verhütungsmittel mehr einnehmen (was wie gesagt u.a. auch gesundheitliche Gründe hatte). Dank NFP kann ich die Signale meines Körpers mittlerweile sehr gut deuten und sogar unabhängig von den Messwerten erkennen, wann die „kritische“ Phase beginnt. Irgendwie merke ich das einfach und habe ein Gefühl dafür bekommen. Dieser Artikel gibt natürlich nur meine persönliche Meinung wieder und kritisiert andere Verhütungsmethoden in keinster Weise. Wie ich auch schon in meinem Blogpost über das Absetzen der Pille geschrieben habe, ist es gut, dass es die Möglichkeit gibt, hormonell zu verhüten, da viele Frauen ja auch unter starken Regelschmerzen leiden und ohne Pille nur schlecht zurechtkommen würden. Für mich kommt es allerdings nicht mehr in Frage, meinem Körper künstliche Hormone zuzuführen und ich bin froh, dass ich mich getraut habe, der symptothermalen Methode eine Chance zu geben und die anfängliche Skepsis abzulegen.

Fazit

NFP ist für alle Frauen geeignet, die eine natürliche Verhütungsmethode ausprobieren wollen und bereit dazu sind, sich intensiv mit den Signalen des Körpers zu beschäftigen und sehr diszipliniert „Tagebuch“ über die Messwerte und Symptome zu führen. Wenn man sich darauf einlässt und mit dem Ablauf zurechtkommt, kann die Methode eine Bereicherung sein und das Leben ohne hormonelle Verhütungsmittel ermöglichen.  Es gibt wahrscheinlich genauso viele Befürworter dieser Verhütungsmethode, wie es auch Gegner gibt, aber ich hoffe, dass ihr dem Thema offen gegenüber steht und nicht vorschnell urteilt. Ich würde mich über einen friedlichen Austausch in den Kommentaren freuen und bin gespannt, was ihr für eine Meinung zu NFP habt.

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